GVL Stipendium

2021 habe ich mich für ein Stipendium bei der GVL beworben und gehöre nun zu den glücklichen Stipendiatinnen, die mithilfe eines finanziellen Zuschusses in Höhe von 5.000 € Recherche zu einem von mir gewähltem Thema durchführen konnte.

Von November bis Januar habe ich mir Zeit nehmen können, um mich meiner Recherche zur künstlerischen Darbietung zu widmen. Dazu habe ich mich mit verschiedenen Fachleuten und Kollegen aus den Bereichen Licht- und Tontechnik ausgetauscht und eine Umfrage zu dem von mir beschriebenen Produkt erstellt.

Auf dieser Seite möchte ich versuchen meine Recherchen zu veranschaulichen.

Die Frage, die ich mir als Sängerin schone eine Weile stelle ist nämlich:
Kann ich meine Stimme in Licht umwandeln? Bzw. Ist es möglich ein Tonsignal, dass ich über ein Mikrophon abnehme über nur maximal ein weiteres Tool/Produkt/Interface so umwandeln, dass ich LED’s damit in Farbe und Intensität bestimmen kann?

Warum möchte ich das überhaupt? Gute Frage! Einem Sänger, einer Sängerin ermöglicht ein solches Produkt eine größere künstlerische Ausdrucksform und unterstreicht seine/ihre individuelle Performance.
Dem Publikum öffnet es ebenfalls eine neue Wahrnehmungsform, da Stimme und Licht in unmittelbarer Verbindung einen ganz neuen Hör-und Sehgenuss bieten.

Sachbericht zum Stipendium durch die GVL – Rechercheprojekte für künstlerische Darbietungen

Sabine Hennig – Musicaldarstellerin

Projektzeitraum Oktober 2021 – Februar 2022

Für meine Recherche zum Thema: Stimme visualisierbar machen, bin ich folgendermaßen vorgegangen.
Zunächst eignete ich mir im Eigenstudium Grundwissen zu den Themen: Audioverarbeitung, Herz-Frequenzbestimmung und Dynamik an. Dies tat ich vorrangig über Fachliteratur, Videos und ich zog einen befreundeten Veranstaltungstechniker, Thomas Große zu Rate. In mehreren Telefonaten – durch die pandemische Lage haben wir uns entschieden keinen persönlichen Kontakt zueinander  zu haben –  versuchte er mir Grundlagen verständlich nahezubringen. Sein Steckenpferd ist der Bereich Tontechnik und er erklärte mir, was genau passiert, wenn ich in ein Mikrofon singe und, wie ich Dynamik ausmesse und Frequenzbereiche ablese, womit ich schon mal einen Teil meines Projektes für mich erschließen bzw. etwas besser verstehen konnte. Laut seiner Meinung würde es allerdings eine ganze Weile dauern, bis man alle Nuancen meiner Stimme in einem Pult angelegt hätte, denn um eine möglichst genaue Abbildung zu schaffen, müsse man mehrer Aufnahmen anfertigen und somit einen Katalog anlegen. Allein die Aufnahmen würden mehrer Tage dauern. Dieser erste Meinung und fachliche Kritik ließ ich zunächst sacken.

Parallel dazu habe ich mich aus meinem privaten Umfeld inspirieren lassen. Im Smart Home Bereich gibt es bereits Möglichkeiten, Lichtstimmungen via App zu bauen oder Stimmungen mithilfe von HDMI an TV-Geräten zu erweitern. Seit Neuestem reagieren auch beispielsweise Smart Lights von Philips auf die ausgelesenen Meta-Daten, wie Album-Corverfarbe, Bpm, Genre und geben ganze Songs in Lichtstimmungen wieder. Andere Anbieter greifen lediglich die Audiosignale ab, vorwiegend die BPM. Leider ist es hier nicht möglich bestimmte Instrumente zu fokussieren und auch die Latenz zwischen Ton und Licht ist zu groß um ein homogenes Seh-Hörerlebnis zu gestalten.
Auch professionelle Konsolen, wie die Grandma 2 oder 3 haben zwar verbaute Audiomessgeräte, reagieren aber sehr unspezifisch auf bpm oder dynamische Peaks. Meine weiteren Recherchen bezogen sich dann auf DMX-Lichsteuerungen. Was wird benötigt, um programmierte Lichtstimmungen in die Lampen zu übertragen. Von kabelbasierten Leuchtmitteln bis hin zu Funk, ist der Markt sehr flexibel. Um Latenzen zu vermeiden, werden in der Praxis Kabel bevorzugt, aber ich habe auch schon mit DMX über Funk gearbeitet und keine störende Latenzen feststellen müssen. 


Im Nächsten Schritt kontaktierte ich zwei weitere befreundete Lichttechniker, denn bei meinem Ziel: Stimme in LED Farben zu wandeln, ohne eine aufwendige Konstellation aus Pult und Software zu nutzen, kam auch Thomas, mein Erstkontakt an seine fachlichen Grenzen. Mit einer Software, mit der wir, aber auch DJ’s bereits arbeiten: Cameo DVC DMX-Interface konnten wir bisher bereits Lichtwechsel auf Beats programmieren, jedoch auf einzelne Instrumente in einem Track konnten wir das Licht nicht ansteuern. Viel mehr ist es timeline-codiert, was es eben bereits in der Praxis über Pulte oder Software gibt. Meine Lichttechniker- und Bastlerquellen beinhalteten mehrere Anlaufpunkte, da jeder einzelne meiner Ansprechpartner unterschiedliche Erfahrungen und Herangehensweisen mitbrachte. In Zoom-Meetings, die ich mitdokumentiert habe, kam ich mit folgenden Kollegen ins Gespräch: Veranstaltungstechniker Timothy Schulz,  Hanno Labonde, Geschäftsführer von Mer Klan GmbH und Lichttechniker Mathias Heinemann. Aus den Gesprächen mit Ihnen kam ich zu folgendem Ergebnis: In Ansätzen gibt es bereits Software und auch Hardware, die das von mir zum Ziel Gesetzte realisieren können, doch ein komplettes Produkt, dass meine Stimme unmittelbar abnimmt und umwandelt, ist derzeit nicht auf dem Markt.
Hanno Labonde und Matthias Heinemann, beide gelernte Lichttechniker gingen vom Ansatz wie folgt an die Sache heran: Zunächst müsse man den Stimm-Input, der ja von Mensch zu Mensch schon individuell ist aufnehmen. Hierfür müsste man den komplette Stimmumfang, alle dynamischen Abstufungen und auch Frequenzbereiche sammeln und als Midi-Datei Katalogisieren. – Das hatte mir Thomas bereits mitgeteilt, da waren sich nun also 3 Quellen einig. Dann würde man über ein Lichtprogramm festlegen, welche Farbe, wann ausgespielt werden soll. Um es mit den Worten von Hanno wiederzugeben: „Na da biste auf jeden Fall allein mit der Katalogisierung schon einige Wochen beschäftigt.“ Über ein DMX Interface kann man dann die vorher festgelegten Farben über Stimminput ausgeben. Geräte, die das können, bzw Interfaces, die das können, liegen preislich in Kategorien, die große Veranstaltungsfirmen stemmen können, aber für unser Testverfahren nicht tragbar wären. Nach sehr gehaltvollen Zooms kamen wir jedoch zu dem Schluss, dass zwar auch Hanno als auch Matthias interesse an einem solchen Produkt hätten, sich aber zu wenig mit Programmieren und co auskennen, um so etwas selber anzugehen.
Matthias Heinemann vermittelte mich noch an einen weiteren Kollegen, mit dem ich mich aber voraussichtlich erst Mitte des Jahres treffen werde.

Mein Mieter Kontaktmensch war dann: Timothy Schulz.  Er hatte bei unserem Call direkt eine andere Idee, denn er selbst programmiert schon länger Visuals für Bands. Mit „Touchdesigner“ kann man ein Audiosignal einfangen und es zeigt einem direkt die angesprochenen Herzfrequenzen an. Ebenso reagiert es auf Dynamik und ist daher schon eine nahezu perfekte Ausgangssoftware. Während unseres Zoom-Calls integrierte er mein Mikro in seine angelegte Datei und wir konnten direkt „sehen“, wie beide Stimmen ansprachen. 

Leider sind hier zwei Probleme ersichtlich:
1. Die Bedienoberfläche ist unglaublich unübersichtlich, sehr technisch und zeigte selbst mir, die sich schon als technik – affin bezeichnen würde meine Verständnisgrenzen auf.  

2. Die Visualisierung erfolgt zunächst nur über eine Pixel-Grafik. Ausgeben kann man die selbstprogrammierten Farben zwar, aber man benötigt wieder ein übliches DMX Interface. 

Timothy erklärte mir alle einzelnen Komponenten zwar mit einer Engelsgeduld, doch allein diese Bedienoberfläche für den Otto-Normal-Nutzer zugängig zu machen, bräuchte man eine Oberflächenumprogrammierung.

Die Seite der Produktentwicklung war nun erst Mal im Gange. Parallel zu meinen Befragungen im Fachpersonalbereich habe ich eine Umfrage an Sänger*innen aus meinem Umfeld erstellt, die sehr eindeutig ergab, dass Interesse an einem solchen Produkt  vorhanden ist.

Durch die Förderung der GVL konnte ich mir endlich die Zeit nehmen und zu diesem Thema forschen, kostenpflichtige Software verwenden und ausprobieren und mich mit Technik- und Musikbegeisterten vernetzen. Von dem Stipendium bezahlte unter anderem Software sowie Hardware. 

Meine Erkenntnis zu meinem Ziel –  Ein fertiges Produkt zu erschaffen, dass vorrangig Stimme mit Hilfe von Leuchtmitteln visualisierter macht: Ein fertiges Produkt, wie ich es benötige gibt es derzeit nicht auf dem Markt.

Aber ich werde weiter an einer solchen Lösung arbeiten, denn nach meiner Umfrage, die in einem kollegialen Kontext gemacht wurde, kam sehr klar heraus, dass es sich wohl lohnen würde eine solche Lösung zukünftig anzubieten, um Künstler*innen eine neue Ausdrucksform zu geben.

Ich bedanke mich für die Zuwendung.